• Rede zur Umbenennung der Bischof-Janssen-Straße

    Verehrter Herr Vorsitzender,

    Herr Bürgermeister,

    liebe Kolleg*innen,

    Chef,

    bereits seit 2015 wissen wir um die Vorwürfe, die uns heute an diesen Punkt gebracht haben. Seit 2015 haben wir, aber allen voran die Opfer von übergriffigen Geistlichen auf Aufklärung in dieser Angelegenheit gewartet. Umso wichtiger ist es, dass dieses Kapitel heute ein Ende findet.

    Darin, so hoffe ich, besteht hier Einigkeit.

    Wir haben als Rat heute eine einmalige Chance. Wir können, mit unserer Entscheidung in dieser Sache, ein Zeichen setzen, das weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus gesehen werden wird. Wir können uns mit aller Deutlichkeit dafür aussprechen, dass auch schon alleine das Vertuschen und Decken von Übergriffigen Priestern für uns nicht akzeptabel oder tolerierbar ist. Und dass schon dieses Fehlverhalten ausreicht, um unwürdig einer Ehrung wie der Benennung einer Straße geworden zu sein.

    Auch in dieser Frage sehe ich hier noch Einigkeit.

    Was ich jedoch in Gänze nicht nachvollziehen kann ist, dass wir nunmehr darüber sprechen die Bischof-Janssen-Straße in „Zum Ferienparadies“ umzubenennen.

    Das, liebe Kolleg*innen ist doch auch nichts anderes, als den Willen und den Wunsch der Opfer weiter zu ignorieren. Nur eben als Straßenname.


    Wir haben mit unserem Vorschlag aufgezeigt, wie es auch gehen kann. In Abstimmung mit der Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch e.V.“ haben wir uns dafür ausgesprochen diese Straße nach einer DER Anstoßgeberin für die Aufarbeitung des Sexuellen Missbrauches in der Kirche zu benennen.

    Als Gründerin des „Survivors Network of those abused by Priests” hat Barbara Blaine auch die Grundlage dafür gelegt, dass wir heute leider auf eine lange Geschichte von Missbrauch und dessen Vertuschung durch Geistliche zurückblicken müssen.

    Für diese ganz besonderen Verdienste können wir Barbara Blaine hier und heute ein Denkmal setzen. Eines, dass dabei gleich doppelt Mut und Moral beweist:

    Einmal, weil wir den großen Schritt wagen eine Straße, die bisher nach einem Täter benannt ist, nunmehr nach einem Opfer zu benennen. So eine Gelegenheit bietet sich nicht sehr oft.

    Ein Zweites, aber ebenso wichtiges Zeichen ist aber auch der Fakt, dass wir die Straße, an der mit der Kolpingferienstätte eine kirchliche Organisation ihren Sitz hat, fortan nach einem Opfer von Übergriffen durch katholische Geistliche benennen würden.

    Für den Trägerverein des Ferienparadieses ist dies sicherlich ein Stachel im Fleisch. Gleichsam damit auch mit Sicherheit für die katholische Kirche im Bistum Hildesheim.

    Doch genau dieser Stachel ist das wichtigste Zeichen, dass wir hier und heute setzen können. Denn wir würden mit der Benennung der Straße nach Barbara Blaine auch sagen:

    „DAS IST DIE KONSEQUENZ, DIE IHR NUN TRAGEN MÜSST, DENN IHR WART ES, DIE DEN MISSBRAUCH DURCH GEISTLICHE VERTUSCHT, VERSCHWIEGEN, GEDULDET UND GEDECKT HABT“

    Es hat 5 Jahre gedauert, bis wir einen abschließenden Bericht vorliegen hatten. 5 Jahre in denen die Opfer das Leid der Ehrung eines Täters länger ertragen mussten als nötig. Wer so lange für Aufklärung braucht muss damit leben können, dass wir einen Namen wählen, der ein Zeichen setzt.

    „Zum Ferienparadies“ erreicht nichts dergleichen. Vielmehr ignoriert dieser Name Realitäten und verhöhnt die Opfer einmal mehr. Dieser Name ist weder der Situation angemessen noch ein guter Vorschlag. Er ist unwürdig und lächerlich.

    An eines möchte ich zudem allen Voran die Vertreter*innen der CDU erinnern: Gerd Göbel hatte bereits im Oktober, so zitiert ihn zumindest das Eichsfelder Tageblatt, die Benennung der Straße nach einem Widerstandskämpfer aus den Reihen der Geistlichen in der Region vorgeschlagen. Selbst hinter diesem, sicherlich ebenso mehrheitsfähigen, Vorschlag bleibt der nun angedachte Name zurück.

    DAS
    SAGT
    VIEL
    AUS!

    Vielen Dank.